Zwei Szenarien vom Hinübergehen
Nach dem Tod
ist alles aus. So äussert sich der Skeptiker. Es ist noch keiner zurückgekehrt
von einem Jenseits, das es sowieso nicht gibt. Oder kennst du jemanden?
Woher willst
du denn wissen, dass es kein Jenseits gibt? Du nimmst dies wohl an, aber
wissen, das ist eine andere Sache. Ich kann es dir ja auch nicht beweisen, dass
ich als
Gläubiger Recht habe. Aber ich bin viel besser dran als du. Nehmen wir an, dass
einer von
uns stirbt. Wenn es drüben nicht mehr weiter geht, dann kann ich das ja nicht
mehr feststellen,
und es schadet mir ja gar nicht, da ich ja dann nicht mehr da bin. Wenn ich
aber weiterlebe,
dann wird ja mein Glaube bestätigt. Es frägt sich dann nur, wie ich auf ein
Weiterleben
vorbereitet bin. Aber wie steht es um dich, wenn du feststellen musst, dass du
immer noch da bist?
Dann hab ich
mich eben geirrt, und ich nehme es dann so, wie es eben kommt. Warum sollte
ich mich hier schon darauf vorbereiten?
So einfach ist
das nicht, wie du es dir vorstellst. Du denkst dann über dein vergangenes Leben
nach. Du fragst dich, ob du richtig gelebt hast. Bist du schuldbeladen oder
nicht? Wohin kommst
du? Musst du büssen für deine Fehler, die du auf Erden begangen hast? Vielleicht
bist du ganz
allein. Möglicherweise auch ganz im Dunkeln. Keiner spricht mit dir. Denke ja
nicht, dass du das
so leger hinnehmen kannst.
Willst du
mir Angst machen? Ich hab keine Angst! Nur eines möchte ich nicht, nämlich noch
viel leiden, wenn ich sterbenskrank werde. Aber heute kann man ja die Schmerzen
ausschalten
mit den vielen Mitteln, die einem verabreicht werden. Und dann bleibt ja auch
noch der Weg zur Exit.
Wenn du
annimmst, dass nach dem Tode alles aus ist, dann mag das für dich ja eine
Lösung sein.
Aber wie kommst du drüben an, wenn du selbst bestimmst, wann du gehen willst?
Wer gibt dir
denn das Recht, deinem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen?
Hat denn ein
Mensch nicht ein Selbstbestimmungsrecht?
Natürlich
ist der Mensch frei zu tun, was er will. Aber er muss dann auch die
Konsequenzen selber tragen.
Du glaubst
also, dass ein gläubiger Mensch in den Himmel und ein Ungläubiger in die Hölle kommt?
Nein, so
einfach ist es auch wieder nicht. Ich glaube nicht, dass es eine ewige
Verdammnis gibt.
Eine Hölle existiert schon, aber dorthin kommen nur die, welche es selber
wollen, und solange sie
es wollen. Wer böse ist und es bleiben will, der kommt in die Gesellschaft
ebensolcher Menschen,
und das ist dann die Hölle. Wer aber gut ist und die Liebe lebt, der kommt dann
auch in eine gute
Gemeinschaft. Aber in den Himmel zu kommen, ist dann auch nicht so einfach. Was
einem noch fehlt,
muss man drüben noch lernen. Sicher bekommt man Hilfe in seiner
Weiterentwicklung, aber es
braucht viel Demut und Selbstverleugnung. Sonst kommt man nicht weiter.
Das ist auch
wieder so eine Sache mit der Selbstverleugnung. Das ist doch für einen freien
Menschen
unwürdig.
Wie du
meinst. Stolz ist auf jeden Fall drüben ein schlechter Ratgeber. Das Wichtigste
ist jedoch die
Liebe. Von den 666 Anteilen deiner Liebe gib 600 dem Herrgott, 60 deinen
Nächsten und 6 dir selber,
dann hast du das richtige Mass. Im umgekehrten Fall bist du auf dem besten
Wege, ein Teufel zu werden,
was dir völlig frei gestellt ist.
Immer diese
Drohungen! Als Christ musst du doch annehmen, dass Gott die Menschen erlöst
hat, so
dass sie nach dem Tode, eventuell noch nach einem Fegefeuer, automatisch in den
Himmel kommen.
Eben dieses
Fegefeuer ist ja der Zustand, in dem man sich noch anstrengen muss, immer besser
zu
werden. Gott verdammt niemanden, aber der Mensch muss sich der göttlichen
Ordnung unterstellen,
und dies freiwillig. Das ist nicht so leicht für einen stolzen Menschen, aber
Gott kann uns nicht wie
Roboter zu guten Menschen machen. Freiheit und guter Wille, das sind die
Grundpfeiler für ein seliges
Leben. Wer’s fassen kann, der fasse es.
Du meinst
also, es gibt einen väterlichen Gott, der von uns verlangt, dass wir seine
strengen Gebote
halten? Sonst sind wir verloren?
Nein, schon Origenes hat die Lehre von der Wiederbringung Allles Verlorenen
vertreten. Eine der
göttlichen Tugenden ist die Geduld, und er lässt uns die Zeit, bis wir
einsichtig werden und uns zum
Guten wenden. Also packen wir’s an. Es ist schade um jeden Tag, den wir
versäumen!
Ach Gott,
ich glaube, ich muss mir das noch einmal überlegen.